Die geplante Riesenstromtrasse durch Tecklenburg ist aus folgenden Gründen keine verträgliche Lösung:
- Diese Landschaft ist geprägt durch eine besonders große Biodiversität mit zahlreichen unterschiedlichen Lebensräumen, die noch ein intaktes natürliches Gleichgewicht aufweisen. Der geplante Stromtrassenbau würde große Teile dieser Lebensräume vernichten und zusammenhängende Ökosysteme voneinander trennen.
- Aufgrund gesetzlicher Vorgaben zur Raumordnung und zum Naturschutz, die eine weitere Zerschneidung von Landschaft und Freiraum verhindern sollen, ist die Planung einer neuen Trasse um Tecklenburg unverständlich und inakzeptabel, da bestehende Trassen und Infrastrukturnetze genutzt werden sollten, um zusätzliche Landschaftszerschneidungen zu vermeiden - Details dazu: Keine weitere Zerschneidung der Landschaft!
- Dadurch wird die bestehende Artenvielfalt zurückgehen. Wichtige Arten werden abwandern oder ihr Habitat verlieren.
- Die Vorstellung, dass „nur“ der Lebensraum direkt unter den Trassen verloren geht, ist falsch. Die anliegenden Landschaften verlieren durch den Einschnitt an Vielfalt, Vermehrungsfähigkeit (Genpool) und Bestand.
- Die geplante Stromtrasse hat eine bislang nicht gekannte Dimension an Höhe, Breite und elektromagnetischen Feldern. Es gibt also keine Erfahrungswerte darüber, wie folgenschwer sie wirklich sind. Die neuen Trassen zerschneiden also nicht nur Schutzgebiete und trennen sie dauerhaft voneinander, sondern stellen auch ein unkalkulierbares Risiko (nicht nur) im Hinblick auf das Artensterben dar.
- Die räumliche Verbindung der gesamten Naturraum-Verbundachse des Teutoburger Waldes wird unwiederbringlich eingeschränkt.
Die Trasse hätte katastrophale Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Die entstehende Mastenkette wäre zum Beispiel bei einem Verlauf über den Tecklenburger Teuto schon aus sehr großer Entfernung zu sehen und würde den Eindruck einer Industrieregion vermitteln. Es drohen häufige Richtungswechsel mit engeren Mastenabständen, welche den Eindruck von zwei oder mehr Mastenreihen bewirken. Tecklenburg als Luft- und Kneippkurort und wichtiger Bestandteil des Terravita Unesco Global Parks mit zahlreichen Premiumwanderwegen wie Hermannsweg und Teutoschleifen, würde als Ferienregion unglaubwürdig. Der Verlust, nicht nur für die Bürger, sondern auch für ansässige Unternehmen wie Hotels, Gastronomie und Einzelhandel wäre sehr deutlich spür- und messbar. - Unsere jahrhundertealte Kulturlandschaft mit ihrer für die Artenvielfalt so wichtigen abwechslungsreichen Struktur aus alten Baumbeständen, Weiden, Wiesen, Ackerflächen und Feldhecken würde massive und nicht mehr wiederherzustellende Eingriffe erleiden.
- Unsere regionaltypische Siedlungsstruktur aus Bauernhöfen, deren Nebengebäuden und den dazugehörenden Kotten, die heute zu Wohnzwecken genutzt wurden, verteilen sich so über die Korridorvariante, dass es nicht möglich ist, erträgliche Abstände zur Leitung einzuhalten.
- Es drohen Gesundheitsgefährdungen durch verschiedene Emissionen [Emissionen sind die von einer Anlage ausgehenden Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen und ähnlichen Erscheinungen.], die zu den vorhandenen hinzuaddiert werden müssen. Es ist auch zu berücksichtigen, dass die allgemeine Grundlast an Emissionen durch den heutigen Lebenswandel in jüngster Zeit stark angestiegen ist und weiter steigen wird, da in allen Lebensbereichen immer mehr auf Elektrifizierung gesetzt wird.
- Der Korridorbereich und die angrenzenden Gebiete sind sehr beliebte touristische Ziele, insbesondere auch von Niederländern, die wegen des einzigartigen Landschafts- und Naturraums, wegen der Premiumwanderwege und wegen des touristischen Ziels Canyon unsere Region besuchen. Vielen Unternehmen mit touristischem und gastronomischen Schwerpunkt droht durch die Stromtrasse das Aus. Auch von der Kernstadt Tecklenburg aus, die Ihre Attraktivität auch ihren Panoramablicken verdankt, schaut man womöglich bald auf die Megatrasse. Tecklenburg wird sowohl für Touristen als auch für dringend gesuchtes Personal in der Gastronomie und anderen Gewerben deutlich unattraktiver. Die wirtschaftlichen Verluste für die gesamte Gemeinde dürften drastisch werden.
- Wegen des Höhenzugs des Teutos könnte es nötig sein, die Stromtrasse zum Teil zu beleuchten, mit intransparenten Signalfarben und Leitungsbällen zu versehen. Damit wird nicht nur die Störung des Landschaftsbilds verstärkt. Die nächtliche Beleuchtung der Masten, die sogenannte „Lichtverschmutzung“, desorientiert nachtjagende Vögel (Eulen) und Nachtfalter, welche eine wichtige Nahrungsquelle für andere bedrohte Arten wie Fledermäuse und Käuze darstellen. Durch nächtliches Licht brechen also ganze Nahrungsketten von teils geschützten oder vom Aussterben bedrohten Arten, in einem Bereich weit über die Trasse hinaus, zusammen.
Fazit: Alle bisher aufgeführten Punkte belegen ein herausragendes allgemeines Interesse am Erhalt dieses einzigartigen Gebietes!
Wir unterstützen ausdrücklich die Energiewende!
Es ist uns bewusst, dass die zunehmende Elektrifizierung unserer Gesellschaft eines Zubaus an Leitungen bedarf.
Um die Energiewende zu beschleunigen, regen wir an, über dem Teutogebiet schon vorhandenen Bestandstrassen ins Auge zunehmen, da dies planungsrechtlich sehr zeitnah umgesetzt werden kann und keine zusätzlichen Schneisen in die Landschaft schlägt!
Mastenbauweise ist dabei aber jetzt schon eine veraltete Technologie. Heute sollten moderne HGÜ Gleichstrom-Erdtrassen und ein engmaschiges, wartungsstabiles unterirdisches Wechselstromnetz die erste Wahl sein, wo immer es geht. Oberirdische Stromtrassen beanspruchen wieder einen ökologischen Kredit, der von den zukünftigen Generationen genommen wird und nicht wieder ausgeglichen werden kann, wenn die Initiatoren von heute nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden können.
Es ist dringend erforderlich, das Vorhaben 89 im Bundesbedarfsplan als Kabelpilotprojekt einzustufen. Hierzu benötigen wir dringend die Hilfe der Politik.
Wenn immer möglich, sollten Wechselstrom- und Gleichstrom-Projekte gebündelt werden, um die Eingriffe minimalinvasiv zu halten. Dies geht aber nur unterirdisch, da insbesondere durch oberirdische DC (Gleichstrom) zusätzliche Emissionen mit großem Gefahrenpotenzial entstehen.
Wir weisen darauf hin, dass es sich bei diesem Projekt um eine komplett neue „Stromautobahn“ handelt, die nur bei einer guten Vernetzung Sinn ergibt! Es ist also damit zu rechnen, dass zahlreiche zusätzliche Anschlussstellen mit weiteren Hochspannungsleitungen erforderlich sein werden, die das Land erschließen und Gebiete beeinträchtigen, in denen man bis heute nichts davon ahnt!
Wir fordern einen offenen und unmittelbaren Informationsfluss
Es ist außerordentlich wichtig, dass die Menschen hier vor Ort, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen, transparent informiert werden.
Die beteiligten Stromkonzerne haben sich in dieser Hinsicht bisher wenig kooperativ gezeigt. Der Informationsstand der Bevölkerung und auch öffentlicher Institutionen hier im Tecklenburger Land ist trotz (kaum kommunizierter) Infoveranstaltungen und einem Internetauftritt (den natürlich niemand ohne Grund konsultiert) erschreckend gering.
Aufklärung erfolgte im wesentlich durch unsere und andere Initiativen.
Wir fordern eindeutige und vor allem rechtzeitige Informationen über Bürgerbeteiligungen, Fristen und formale Bedingungen!
Viel Verwirrung und Desinformation ist auch durch das Korridor B Projekt entstanden. Dies ist eine Gleichstrom-Erdtrasse, die parallel entsteht und den Windkraftstrom aus der Nordsee nach Bayern transportieren soll. Dieses Projekt steht mit der oberirdischen Wechselstromtrasse (Westerkappeln-Gersteinwerk) und dem Konverterbau (ehemaliges Kraftwerksgelände Ibbenbüren) in enger Verbindung, spielt aber in der Informationskampagne von Amprion unserer Einschätzung nach keine ausreichende Rolle.
Wir wollen keine Zeit verlieren!
Es ist davon auszugehen, dass dieses Projekt, so wie es jetzt vom Auftragnehmer durchgeführt wird, nach und nach auf so großen Widerstand in der betroffenen Bevölkerung und auch darüber hinaus führt, dass es nicht annähernd im anvisierten Zeitrahmen durchgeführt werden kann.
Die so wichtige Energiewende droht über diesen Weg ausgebremst zu werden.
Wir wollen daran mitarbeiten, dies zu verhindern und sind immer gesprächsbereit! Wir streben eine Zusammenarbeit mit anderen betroffenen Initiativen und involvierten Institutionen an und ermuntern dazu, die demokratischen Rechte auf Informationserhalt, Mitwirkung und Einspruchsmöglichkeiten aktiv zu nutzen. Wir vertrauen darauf, dass diese unsere Möglichkeiten, die unsere Demokratie bietet, nicht nur Worthülsen sind!